
LG hat eine futuristische Vision für autonome Fahrzeuge (AVs) vorgestellt, die das Potenzial für Passagiere hervorhebt, während der Fahrt “Zeit für sich” zu genießen. Nach einem anstrengenden Arbeitstag entscheiden Sie sich dafür, einen Moment im Auto zu bleiben und eine Pause einzulegen, bevor Sie sich an die Zubereitung des Abendessens oder die Erledigung der Hausarbeit machen.
Sie lehnen sich in Ihrem Sitz zurück und genießen die ruhigen Klänge der Natur, die Sie mit einer entspannenden Wärmemassage verwöhnt. Oder Sie entscheiden sich für ein Beratungsgespräch mit der künstlichen Intelligenz (KI) an Bord, um sich zu entspannen und nach einem anstrengenden Tag den Kopf frei zu bekommen.
Verglichen mit Ihrem täglichen Arbeitsweg, bei dem Sie im Stop-and-Go-Verkehr stehen, mag dieses Konzept Lichtjahre von der Realität entfernt erscheinen. Es ist jedoch nur eine der Visionen für autonomes Fahren, die der südkoreanische Elektronikriese LG vorgestellt hat.
Der derzeitige Schwerpunkt der Technologie für autonome Fahrzeuge (AV) liegt in erster Linie auf der Fähigkeit des Fahrzeugs, sich selbstständig zu bewegen und zu navigieren, wobei das Erlebnis für die Passagiere an Bord – zumindest im Moment – eine untergeordnete Rolle spielt.
Im Gegensatz dazu lenkt LG seine Aufmerksamkeit auf die sensorischen Aspekte des zukünftigen autonomen Fahrerlebnisses und betont, dass der Schwerpunkt auf den Möglichkeiten zur Verbesserung des gesamten Fahrerlebnisses liegen sollte, die AVs bieten können.
William Cho, CEO von LG, während seiner Präsentation diese Woche auf der IAA Mobility in München, erklärte:
“Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits zahlreiche Gespräche über die Zukunft der Mobilität, einschließlich der physischen Veränderung von Fahrzeugen und der sich verändernden Rolle des Autos. Trotz dieser umfangreichen Diskussionen bleibt die genaue Natur dieser Veränderungen jedoch unklar.”
Die IAA Mobilität gilt als eine der weltweit größten Fachmessen in diesem Bereich.
“Wir sind uns bewusst, dass die Mobilitätsbranche einen tiefgreifenden Wandel durchläuft, der unsere konventionellen Vorstellungen von Automobilen in Frage stellt. Unsere umfassende Kundenforschung hat uns dazu gebracht, Mobilität aus einer kundenzentrierten Perspektive zu betrachten und dabei den Schwerpunkt auf die Verbesserung des Platzangebots im Auto und die allgemeine Qualität der auf der Straße verbrachten Zeit zu legen”, erklärt der CEO.
Ihr Konzept dreht sich darum, das Auto nicht nur als Transportmittel, sondern als “personalisiertes digitales Heiligtum” für seine Insassen neu zu definieren.
Autonome Fahrzeuge: Ein Wunschtraum?

Bislang wurden erhebliche Investitionen in die Weiterentwicklung der Technologie für autonome Fahrzeuge getätigt, die von KI-gesteuerten Computersystemen gesteuert werden. Bei allen bisher entwickelten Prototypen ist jedoch noch immer ein menschliches Eingreifen erforderlich.
In den Vereinigten Staaten entsprechen autonome Fahrzeuge (AVs) den von SAE International, der früheren Society of Automotive Engineers, aufgestellten Standards. Diese Normen unterteilen AVs in verschiedene Stufen, die von Stufe 0, die keine Automatisierung bedeutet, bis zu Stufe 5 reichen, die vollständige Fahrzeugautonomie unter allen Umständen und an allen Orten bedeutet.
Das als Autopilot bekannte Fahrerassistenzsystem von Tesla fällt zum Beispiel unter die Automatisierungsstufe 2. Tesla bietet eine Basisversion von Autopilot für alle seine Modelle an, die Funktionen wie Spurführung und Lenkunterstützung bietet. Darüber hinaus gibt es fortschrittlichere Systeme wie Enhanced Autopilot und Full Self-Driving Capacity, die Funktionen zur Einparkhilfe, zum Anhalten und zum Herbeirufen des Fahrzeugs umfassen.
Im Sommer gab Mercedes-Benz bekannt, dass sein Drive Pilot-System die Stufe 3-Zulassung erreicht hat und damit die bisher höchste SAE-Einstufung für ein Nutzfahrzeug darstellt. Automatisierungsstufe 3 bedeutet, dass das Fahrzeug die meisten Fahrsituationen bewältigen kann, der Fahrer jedoch weiterhin eingreifen muss, um Eingaben zu machen und potenziell riskante Situationen zu vermeiden.
Im vergangenen Monat hat Cruise, eine Tochtergesellschaft des amerikanischen Automobilherstellers General Motors, zusammen mit dem zu Alphabet gehörenden Unternehmen Waymo eine Lizenz in Kalifornien erhalten, die es ihnen ermöglicht, ihre derzeitige Flotte autonomer Taxis in San Francisco zu erweitern und rund um die Uhr Dienste anzubieten.
Im Gegensatz zu Nutzfahrzeugen arbeiten diese Taxis mit der Autonomiestufe 4, d. h. sie verfügen über nahezu vollständige Selbstfahrfähigkeiten. Sie sind so konzipiert, dass sie mithilfe einer Kombination aus Kameras, Sensoren, Algorithmen für maschinelles Lernen und künstlicher Intelligenz (KI) innerhalb eines vordefinierten Gebiets navigieren. Diese Technologie ermöglicht es ihnen, ihren Standort zu bestimmen, Echtzeitdaten über Fußgänger und Verkehr zu sammeln und vorherzusagen, wie die einzelnen Elemente wahrscheinlich mit dem Fahrzeug interagieren werden. Cho erklärte:
“Der aktuelle Trend in der Mobilität geht in Richtung softwaredefinierter Fahrzeuge (SDVs), die Autos in hochentwickelte elektronische Geräte verwandeln, die neuartige Erfahrungen bieten.”
Personalisierte digitale Höhle

LGs Vision für diese zukünftigen Erlebnisse im Auto befindet sich derzeit noch in der Konzeptionsphase. Dennoch plant das Unternehmen die Entwicklung und Herstellung von Technologien für kommende autonome Fahrzeuge, die sich um drei Kernthemen drehen, die als “Alpha-able” bezeichnet werden: Transformable, Explorable und Relaxable.
Beim ersten Thema stellt LG sich vor, dass sich Autos in “personalisierte digitale Höhlen” verwandeln, in flexible Räume, die sich leicht an verschiedene Zwecke und Szenarien anpassen lassen. Diese Räume könnten als intime Restaurants für ein romantisches Abendessen dienen, als mobile Büros, in denen private Geschäfte abgewickelt werden können, oder sogar den Komfort bieten, sich zurückzulehnen und unterwegs ein Kinoerlebnis zu genießen.
Beim zweiten Thema beabsichtigt LG, Augmented Reality (AR) und fortschrittliche KI zu integrieren, um die Interaktion im Fahrzeug zu verbessern. Dazu könnten Sprachassistenten gehören, die Inhalte auf der Grundlage der geschätzten Fahrtdauer vorschlagen, oder interaktive Windschutzscheiben, die aus OLED-Displays bestehen und Informationen über den Standort und die laufende Fahrt liefern.
Natürlich sollte das Fahrerlebnis beruhigend sein und sensorische Reize wie Filme, Massagen, meditative Musik und mehr über das Infotainmentsystem des Fahrzeugs bieten. Obwohl autonome Fahrzeuge der Stufe 5 noch nicht Realität sind, arbeitet LG aktiv an der Entwicklung der erforderlichen Technologie, um seine dreiteiligen Ziele zu erreichen. Dazu gehört die Errichtung eines neuen Werks in Ungarn in Zusammenarbeit mit Magna International, das sich der Herstellung von E-Antrieben widmet, der wesentlichen Energiequelle für Elektrofahrzeuge (EVs).
“Wir sind der festen Überzeugung, dass die Zukunft der Mobilität in der Bereitstellung eines hohen Maßes an Kundenerfahrung liegen sollte. LG widmet sich dieser wichtigen Aufgabe mit innovativen Mobilitätslösungen von ganzem Herzen”, so Cho.